Grosses SPICK-Interview mit Michelle Gisin

«Erfolge geben mir Selbstvertrauen»: Ein Jahr alt war Michelle Gisin, als ihre Geschwister sie das erste Mal auf Ski stellten und ein Jahr später konnte man es schon als fahren bezeichnen. Seit damals hat sie als Mitglied des Nationalkaders der Schweizer Skifahrerinnen und Skifahrer unzählige Stunden auf Pisten in aller Welt verbracht.

Bild: © Swissski

Olympiasiegerin 2018 und Vize-Weltmeisterin 2017 – du hast die Latte sehr, sehr hoch gelegt. Setzt du dich dadurch in dieser Saison noch mehr als sonst unter Druck? Oder wie gehst du damit um?
Dass ich diese Erfolge in den letzten Jahren erleben durfte, gibt mir zusätzliches Selbstvertrauen. Wenn ich mich unter Druck fühle oder am Start nervös bin, helfen mir die Erinnerungen daran, dass es schon oft funktioniert hat und ich meinem Weg vertrauen darf.

Welche Ziele hast du dir für die laufende Saison vorgenommen?
Ich habe in allen Disziplinen unterschiedliche Ziele. Wichtig war, dass ich im Riesenslalom einen grossen Schritt vorwärts machen konnte. Das hat bislang gut geklappt. In der Abfahrt will ich ganz vorne mitmischen.

Dein Freund Luca De Aliprandini fährt ebenfalls im Weltcup. Was ist das für ein Gefühl? Gibt es da irgendwelche Konkurrenzgedanken oder fiebert man ganz besonders mit?
Es ist toll, einen Freund zu haben, der mit mir die Leidenschaft für den Skisport teilt. Dies ist ein grosses Privileg. Manchmal ist der Konkurrenzgedanke schon da – eher spasseshalber natürlich. Lustig war es in Sölden, als wir beide kurz nacheinander einen Weltcup-Riesenslalom bestritten haben und im Klassement nah beisammen lagen. Er wurde Achter, ich tags zuvor Neunte. Ich fiebere extrem mit, wenn er Rennen bestreitet. Dies ist für mich aber nichts Neues, ich bin es von meiner Familie her – von meiner Schwester Dominique und meinem Bruder Marc – gewohnt.

Deine Familie ist äusserst erfolgreich. Wurde euch das Talent in die Wiege gelegt?
Das Talent zum Gleiten wurde uns sicher mitgegeben. Das haben wir im Blut, wir sind alle sehr schnell auf flachen Abschnitten. Auch eine Leidenschaft stets mit 100 Prozent zu verfolgen, auch wenn es bedeutet, dass man oftmals auf etwas verzichten muss, wurde uns von klein auf mitgegeben. Ich denke, das ist es, was uns alle so weit gebracht hat.

Mit deiner Schwester Dominique hast du ein Buch mit dem Titel „A True Athlete“ geschrieben. Wie kam es dazu?
Wir wollten diese unglaubliche Story mit dem Sturz und der Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang erzählen. Es war damals so, dass ich in der Olympia-Abfahrt einen schweren Sturz hatte und bereits tags darauf die Kombination, das für mich wichtigste und erfolgversprechendste Rennen, auf das wir lange hingearbeitet haben, anstand. Das waren derart aufgeladene 30 Stunden, dass wir uns gesagt haben, dass wir dies erzählen wollen – mit vielen tollen Bildern und in den vier Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch.

Dein Bruder Marc hatte in der letzten Saison einen schweren Sturz. Fährt man danach anders, wenn man sich wieder einmal bewusst wird, was alles passieren kann?
Einerseits ja, andererseits nicht unbedingt. Ich war es von klein auf gewohnt, dass meine beiden Geschwister mehrmals schwere Rennverletzungen erlitten. Der Sturz von Marc in der letzten Saison in Gröden war dann aber emotional nochmals auf einer ganz anderen Ebene. Es war für uns alle extrem schwierig, damit umzugehen. Die Bilder und Gefühle von damals kommen sicherlich immer mal wieder hoch, aber das unglaublich Schöne ist, dass es ihm inzwischen wieder so gut geht. Das ist das Allerwichtigste. Natürlich werden einem die Schattenseiten des Skirennsports schon bewusster, wenn man mit solchen Erfahrungen innerhalb der Familie konfrontiert wird.

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