«Ich fordere mich gerne selbst heraus»

Jonas Hasler ist erst 17 Jahre alt und hat schon viele Auszeichnungen gewonnen. Er fährt im Snowboard die drei Disziplinen Halfpipe, Slopestyle und Big Air. Aber eigentlich fand er als Kind snowboarden doof. Diesen Winter will er sich einen Traum erfüllen: die Teilnahme an den Olympischen Jugend-Winterspielen 2024 in Südkorea.

Bild: © Wolfgang Kofler

SPICK-Interview: Sarah Ganzmann

Jonas, was bedeuten die olympischen Jugend-Winterspiele für dich?

Die finden nur alle vier Jahre statt und sind ein grosses Ziel von mir. Das Problem ist, dass sie fast zur selben Zeit stattfinden wie das Laax Open. Das ist der einzige Weltcup in der Halfpipe in der Schweiz und erst noch bei mir daheim. Ich habe dort Snowboarden gelernt und wohne aktuell in Laax. Dieser Wettkampf ist das Highlight der Saison. Ich hoffe, dass ich beides machen kann.

Was sind deine grössten Erfolge bis jetzt?

Ich darf schon Weltup fahren, ich wurde an der Junior-Weltmeisterschaft einmal zweiter und einmal dritter, bin Europacup Gesamtsieger in der Halfpipe und mehrfacher Schweizer Meister.

Wow, beachtlich mit 17 Jahren. Gratuliere!

Danke. Ich wollte ja als Kind gar nichts von Snowboarden wissen. Ich war mehr als Freestyle Skifahrer unterwegs. Und ich bin Scooter gefahren. Als ich etwa sieben Jahre alt war, haben ältere Jungs zu mir gesagt, wenn ich Freeski und Scooter fahre, werde ich nie eine Freundin finden. Das habe ich geglaubt und bin sofort aufs Snowboard umgestiegen (lacht).

Und, hat es unterdessen mit der Freundin geklappt?

Ja, schon auch mal. Aber momentan konzentriere ich mich ganz auf das Training. Ich habe grosse Ziele für diese Saison.

Welche denn?

Ich würde gerne in ein grosses Sponsoring-Team aufgenommen werden, das ist sehr exklusiv. Und ich möchte im Weltcup in die Top 10. Trotzdem versuche ich, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen.

Du kannst schon grosse Erfolge vorweisen. Sowas kommt ja nicht von alleine…

Ich liebe Herausforderungen und fordere mich gerne selbst heraus. Wenn es nicht geht, dann nerve ich mich. So wie der kleine Jonas, der mit 11 Jahren zum ersten Mal an einer Schweizer Meisterschaft mitgemacht hat: Ich wurde vierter. Das war gut, aber ich war null zufrieden. Ich wollte besser sein. Also ging ich von da an jeden Tag auf den Berg trainieren. Das hat mich motiviert, auch bei schlechtem Wetter rauszugehen. Ein Jahr später habe ich die Schweizer Meisterschaft gewonnen.

Was geht dir in der Luft durch den Kopf?

Das ist schwierig zu sagen. Manchmal weiss ich nicht mal mehr, was ich gesehen habe. Natürlich sehe ich immer etwas. Wenn man im Flow ist, sieht man alles in Zeitlupe. Ich bin einfach sehr konzentriert. Beim Start überlegt man sich zuerst, was man machen will. Welche Hand habe ich am Board, wie muss ich den Kopf ziehen, wie ist die Drehachse? Das ist alles sehr wichtig. Vor allem bei schwierigen Tricks kann man sonst schnell die Orientierung verlieren.

Heisst das, du kannst das Snowboarden gar nicht geniessen?

Doch, mega. Adrenalin ist etwas vom Besten, das es für mich gibt. Ich liebe schwierige Tricks und finde es cool, wenn ich mich viel drehen kann. Aber wenn du in dem Moment nicht voll bei der Sache bist mit den Gedanken, ist die Gefahr einer Verletzung gross. Dieses Risiko will ich halt möglichst tief halten.

Welche Verletzungen hattest du schon?

Beim Snowboarden noch gar nicht so viele. In anderen Bereichen habe ich mich schon viel mehr verletzt. Zum Beispiel mache ich noch Kunstturnen und Geräteturnen. Da habe ich mir schon den Arm und den Daumen gerochen. Oder als Kind bin ich mal vom Stromkasten gefallen. Die Knieverletzung letzte Saison war das Heftigste, das ich mir beim Snowboarden zugezogen habe. Ich musste den ganzen Winter aussetzen.

Wow, und jetzt steht so ein intensives Programm an!

Eben, ich liebe Herausforderungen. Im Dezember durfte ich in China beim Weltcup teilnehmen, dann ging es weiter nach Amerika und jetzt im Januar stehen Laax und Südkorea auf dem Programm.

Du bist erst 17, reist du allein?

Ich bin gut unterwegs mit dem Swiss Snowboard Team. Aber in fernen Ländern müssen meine Mutter oder mein Vater dabei sein. Weil wenn ich zum Beispiel ins Krankenhaus müsste, dann dürfte ich das ohne Begleitung eines Elternteils nicht. Meine Eltern sind aber selbst professionell Snowboard gefahren, sie unterstützen mich darum sehr.

Hast du Geschwister?

Ja, eine drei Jahre ältere Schwester. Auch dank ihr bin ich so gut. Denn früher wollte ich besser sein als sie. Und jetzt holt sie mich immer wieder auf den Boden runter. Sie bewertet meine Leistung absolut ehrlich.

Hast du nebst dem vielen Programm noch Zeit für die Schule oder eine Lehre?

Ich mache das Sport-KV. Jetzt mache ich aber ein Jahr Pause, ein so genanntes Profijahr. Ich möchte meine Ziele erreichen diese Saison. Wenn es nicht klappt, gehe ich zurück in die Lehre. Aber wenn es klappt, dann möchte ich das Profileben weiterleben. Was ich erleben darf, ist einfach unbezahlbar.

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