Simon Ammann
Das grosse Interview mit unserem Lieblings-Skispringer
Das grosse Interview mit unserem Lieblings-Skispringer
SPICK: Simon Ammann, worauf freuen Sie sich am meisten in dieser Saison?
Simon Ammann: Ich freue mich sehr auf die Skisprung WM in Lahti (Finnland) Mitte Februar. Ich hatte die WM dort 2001 verpasst und es freut mich, dass ich nochmals eine zweite Chance bekomme, dort an einer WM zu springen. So eine Gelegenheit bekommt man selten ein zweites Mal. Und natürlich wäre ein Podestplatz schön.
Was ist Ihr grösstes Ziel diese Saison? Ich möchte einen guten Weltcupstart hinlegen. Mein Ziel ist es, vor der WM unter den ersten 5 der Weltcuprangliste zu sein. Ein Highlight ist für mich auch das Springen in Engelberg vor Weihnachten. Die Gross-Titlis-Schanze ist eine meiner Lieblingsschanzen. Sie wurde neugebaut und man kann jetzt noch weiter Springen. Zudem ist ein Springen „Zuhause“ immer etwas ganz Besonderes, auch von der Stimmung her.
Sie sind 4facher-Olympiasieger: Was haben Sie noch für einen Traum?
Der Traum, der mir immer geblieben ist, ist das Springen selber. Man braucht viel Mut, um oben loszulassen und danach mit 90 bis 100 km/h auf den Schanzentisch zu fahren und dann einfach in die Luft zu springen. Da ist immer wieder viel Überraschung dabei, es ist auch immer eine Mutprobe, wenn zum Beispiel was passiert, es in der Luft einen Wackler gibt oder so.
Wie aufgeregt sind Sie nach all den Jahren im Profisport noch vor einem Springen?
Ich bin immer noch aufgeregt. Als 20-jähriger hatte ich grosses Herzklopfen und heute mit 35 Jahren klopft das Herz immer noch, aber nicht mehr so stark. Ich spüre die Nervosität viel später und kann heute besser mit ihr umgehen, dass sie mich nicht behindert beim Springen. Eine gewisse Nervosität kann auch helfen, dass man konzentriert und wach ist.
Gibt es ein typisches Essen vor einem Wettkampf?
Das Essen sollte einfach leicht sein. Ich esse vor einem Wettkampf gerne Kartoffeln mit Geschnetzeltem und einer leichten Sosse. Oder eine gute Suppe, zum Beispiel eine Gerstensuppe. Meine Skisprung-Kollegen haben das nicht immer verstanden, die essen eher Spaghetti.
Haben Sie einen Glücksbringer?
Ich hatte nie einen speziellen Glücksbringer oder etwas Bestimmtes auf dem Nachttisch. Ich bin nicht abergläubisch, mir ist es wichtiger, dass das Material stimmt. Das ist eigentlich mein Talisman.
Wieso haben Sie sich damals fürs Skispringen entschieden?
Ich war immer ein schmächtiger Bub und probierte Skispringen aus purer Neugier aus. Ich fand schnell raus, dass es gut zu mir passt. Anfangs brauchte es sehr viel Mut. Oben fährt man mit einem beklemmten Gefühl los, aber wenn man dann unten landet, auf beiden Beinen steht, dann ist das einfach cool.
Muss man eigentlich gut skifahren können, um gut skizuspringen?
Ich kann gut Skifahren, aber man muss es nicht gut können, um gut skizuspringen. Der Stemmbogen reicht im Prinzip zum Abbremsen. (lacht)
Was bringt Ihnen Skispringen persönlich?
Ich versuche immer, eine Sache mit Humor zu machen. Mir macht es immer noch Spass, mich im Skispringen ausleben zu können, die Emotionen zu spüren, die Freude, das Adrenalin. Und auch wenn es mal nicht so läuft, wieder den Faden zu finden.