Kinder Online: Medienkompetenz beginnt mit den Eltern

Ab welchem Alter dürfen Kinder im Internet surfen? Wann bekommen Kinder ihr erstes Smartphone? Und wie beurteilen Fachleute diese Altersgrenzen? Der FamilienSPICK klärt auf.

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Das Softwareunternehmen Eset hat kürzlich eine Studie durchgeführt zum Thema Einstiegsalter von Kindern in die digitale Welt. Der Anbieter von Sicherheitssoftware befragte rund tausend Personen aus Deutschland, Grossbritannien, den USA und Russland zu ihren Erziehungsmethoden in puncto digitale Medien.

Unbeaufsichtigt im Netz

Die Studie verdeutlicht, dass die meisten Eltern unzureichend über die Gefahren des Internets informiert sind: Kinder in Westeuropa dürfen das Internet ab etwa neun bis zehn Jahren unbeaufsichtigt nutzen. Den Zugang zu sozialen Netzwerken wie Facebook gewährten Eltern bereits ab einem Alter von zehn bis elf Jahren. Und Väter seien besonders locker, was die Nutzung digitaler Medien betrifft: Gemäss den Studienautoren lassen sie ihre Kinder die digitale Welt bis zu einem Jahr früher erkunden als Mütter. Ein weiteres Resultat der Studie ist, dass westeuropäische Kinder mit etwa neun bis zehn Jahren das erste eigene Smartphone erhalten. In der Schweiz hat fast jeder zweite Primarschüler ein Smartphone, wie aus einer aktuellen Studie von Swisscom und der ZHAW hervorgeht. In der Altersgruppe der 12- bis 19-Jähigen sind es sogar 99 Prozent. Mit dem Smartphone haben Kinder und Jugendliche einen kleinen, aber voll funktionsfähigen Computer in der Tasche. Und damit uneingeschränkten Zugriff auf das Internet.

Verstörende Inhalte

Dabei sollten sich Kinder unter zwölf Jahren niemals unbeaufsichtigt im Internet bewegen, wie Michael In Albon von Swisscom erklärt. «Ein Kind wird entweder von den Eltern begleitet, oder es ist zumindest ein Inhaltsfilter aktiv», sagt der Jugendmedienschutz-Beauftragte. «Es reichen wenige Klicks, um auf verstörende oder unangemessene Inhalte zu stossen.» Bei der Nutzung von Social Media käme es auf die Reife des einzelnen Jugendlichen an. «Manche sind mit 13 noch nicht so weit», weiss In Albon. Obwohl Facebook und andere Plattformen rechtlich gesehen ab 13 Jahren genutzt werden dürfen. «Hinzu kommt die Frage, was die Kinder dort tun wollen», gibt In Albon zu bedenken. «Geht es lediglich um die Kommunikation in ihrem direkten Umfeld, ist eine Applikation wie Whatsapp, die die Sichtbarkeit auf den Bekanntenkreis beschränkt, eher zu empfehlen.» Verschiedene Programme und Filter helfen, Kinder vor unangemessenen Inhalten im Internet zu schützen. Allerdings sollten Eltern nicht nur kontrollieren, was konsumiert wird, sondern auch wie lange ihre Kinder auf den Bildschirm starren. «Spiele, Social Media und andere Anwendungen haben immer auch ein Suchtpotenzial», warnt In Albon. «Eltern müssen sich bewusst sein: Keine Software kann die Medienerziehung ersetzen.»

Einfache Faustregel

Damit Eltern ihren Kindern den richtigen Umgang mit digitalen Medien beibringen können, müssen sie selbst auf dem neuesten Stand sein. Wie jugendundmedien.ch schreibt, sollten sich Eltern an der «3-6-9-12-Faustregel» orientieren: Diese schreibt vor, Kinder frühestens mit drei Jahren fernsehen zu lassen. Ab sechs Jahren sind Spielkonsolen erlaubt und Neunjährige können anfangen, im Internet zu surfen. Allerdings sollten Kinder erst mit zwölf Jahren Profile auf Facebook, Instagram und Co. anlegen dürfen, wobei zum Beispiel Facebook die untere Grenze für eine Mitgliedschaft bei 13 Jahren definiert hat. Das Bundesamt für Sozialversicherungen, das hinter jugendundmedien.ch steckt, empfiehlt Eltern, sich beraten zu lassen und bei Bedarf eine Weiterbildung zu besuchen. Auf der Webseite finden sich denn auch eine Vielzahl unterschiedlicher Beratungs- und Schulungsangebote in der ganzen Schweiz. Die seriösen Kurse werden etwa von Stiftungen wie Pro Juventute oder Hochschulen wie die FHNW durchgeführt.

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