Lernen darf auch Spass machen!

Mathepower, Sofatutor, Schulminator: Im Internet wimmelt es von Online-Lernportalen. Wann sie nützlich sind. Und was Eltern und Lehrkräfte tun können, damit Kinder den Umgang damit lernen.

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Da soll noch einer behaupten, Kinder sitzen nur zum Gamen, Chatten oder Musikvideos herunterladen vor dem Computer. Zugegeben, Spass und Unterhaltung stehen bei den 6- bis 13-jährigen Mädchen und Knaben an erster Stelle, wie Umfragen belegen. Auch ohne soziale Netzwerke geht kaum noch etwas. Doch was folgt auf Rang drei der beliebtesten Internet- Beschäftigungen? Sich Wissen aneignen. Und damit liegen die Kinder genau richtig.

Internet als Ergänzung

«Im Grunde ist das Internet mit seinen Bildungsangeboten eine ideale Ergänzung zum Schulbuch», sagt Kristin Langer, Mediencoach und Fachberaterin bei der deutschen Initiative «Schau hin!» Schülerinnen und Schüler finden im Netz zig Quellen zu einem Thema. Und viele Fundstellen bieten nicht nur Texte und Bilder. Sachinformationen über Igel, Elektrizität oder Orchesterinstrumente werden mit Geräuschen Filmen, Musik oder interaktiven Grafiken angereichert. Das hilft, sich etwas besser einzuprägen und ist spannender als eine trockene Erklärung oder ein konventioneller Frage- und Antwortkatalog. «Ein Schüler mag Mühe haben, eine Erklärung im Textbuch zu verstehen, aber wenn er sie von einer anderen Perspektive sieht, kann es plötzlich «klick» machen», weiss Philip Perry, Initiator des Portals www.lernen-mit-spass.ch Und ein zusätzlicher Lerneffekt entsteht, wenn sich Kinder die Informationen selbst zusammentragen: sie recherchieren, stossen auf Interessantes, fassen die Ergebnisse schriftlich zusammen – perfekt.

Medienkompetenz muss man lernen

Von alleine kommt diese Medienkompetenz aber nicht. Um sich im schier unendlichen Wissensfundus zurechtzufinden, um Wichtiges und Richtiges zu erkennen und einzuordnen, brauchen Kinder und Jugendliche fachkundige Unterstützung, sagt Marc Goldoni, Medienexperte bei Pro Juventute. Auch beim Lernen auf speziellen Portalen seien Eltern und Lehrkräfte wichtige Begleiter und Vermittler, betont Kristin Langer. Da gebe es wenig Unterschied zum Lernen mit Schulbüchern oder Heften. Wenn ein Kind etwas nicht verstehe, um eine Online-Aufgabe zu lösen, habe es nicht immer ein Hilfstool, wo es nachschauen kann. Manchmal sei vielleicht nicht klar, welche Arbeitsschritte notwendig und sinnvoll sind. Hier ist Hilfe gefragt – und Lob, wenn etwas gelungen ist. Oder Zuspruch, wenn es nicht so gut klappt. «Die Selbständigkeit wächst natürlich mit den Klassenstufen», sagt Kristin Langer. Und ältere Kinder werden sich im Hausaufgaben-Chat vielleicht lieber mit Gleichaltrigen kurzschliessen oder einen Online-Tutor um Rat Fragen. Grundsätzlich aber dürfe man die persönliche Beziehung nicht unterschätzen. Erwachsene sollten Anteil nehmen, an dem, womit sich Kinder im Internet beschäftigen. Medienfachleute sind sich einig: Internet-Lernportale oder Lernsoftware können sinnvoll sein, aber klassische Unterrichtsformen nicht ersetzen. Weshalb das computergestützte Lernen für Nachhilfe allenfalls eine Ergänzung ist. Und zwar dort, wo mit simplem Training «gebüffelt» werden muss, beim Vokabeln lernen zum Beispiel oder beim Wiederholen von Matheaufgaben. Jürg Brühlman vom Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer betont, dass in einem guten Nachhilfe-Unterricht das Beobachten wichtig ist: Wie versucht ein Kind, eine Aufgabe anzupacken, Lösungen zu finden? Um das zu leisten, müsste ein Online-Training schon Video-Telefon benutzen, damit ein Coach seinem Schüler beim Arbeiten zusehen kann. Mit dem Computer selbständiges und diszipliniertes Lernen fördern – das ist möglich, wenn die Internetseiten oder Lernprogramme professionell aufgezogen sind. Dazu müssen die Angebote didaktisch sauber aufbereitet und gut strukturiert sein. Und schliesslich berücksichtigen die Portale für 6- bis 13-Jährige eines: Das Lernen und Lösen einer Aufgabe kann als Pflicht anstehen, aber der Weg dorthin sollte laut Kristin Langer kindgerecht, spielerisch und herausfordernd sein. Kurzum: Das Ganze darf Spass machen.

Tipps für die Internet-Nutzung

Zeiten abmachen:

Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, wann es den Computer nutzen darf. Achten Sie darauf, dass die Abmachungen eingehalten werden. Empfohlen werden für Kinder von 3 bis 6 Jahren maximal 30 Minuten. Bei 7- bis 11-Jährigen nicht mehr als 60 bis 90 Minuten. Ab 12 Jahren maximal zwei Stunden. Grundsätzlich wichtig: Kinder, die noch nicht richtig lesen und schreiben können, sollten nicht allein ins Internet gehen. Und: Das Verhältnis von primären und medial vermittelten Erfahrungen sollte stimmen, die direkte Begegnung mit der «echten» Welt (Familie, Peers, Schule, Natur, Technik, Kunst) sollte im Alltag überwiegen.Gemeinsam surfen: Begleiten Sie Ihr Kind. Dies bedeutet nicht, dass Sie es durchgängig beaufsichtigen oder kontrollieren müssen. In Rufweite zu sein genügt, um Hilfestellung zu geben. Eine gute Möglichkeit: Das internetfähigeGerät im Wohnzimmer oder einem anderen, für alle Familienmitglieder zugänglichen Raum platzieren. So kann eine erwachsene Person immer in der Nähe sein.

Überblick behalten:

Zu Absprachen gehört auch, dass Kinder Bescheid sagen, wenn sie Seiten wechseln oder sich ein Informationsfenster aufklappt, dass sie noch nie gesehen haben. Sind Kinder an Vereinbarungen gewöhnt, baut sich eine Vertrauensebene auf. Und Eltern können sich darauf verlassen, dasssich der Nachwuchs mit dem Schulstoff beschäftigt. «Wenn das mal nicht der Fall ist, gibt es sicherlich einen Grund, warum Ihr Kind sich gerade nicht auf die Aufgabe konzentrieren kann», sagt Medienpädagogin Kristin Langer. Tipp: Finden Sie es gemeinsam heraus. Vielleicht ist es nötig, eine Pause zu machen, sich zu bewegen, etwas zu trinken. Und Eltern aufgepasst: Auch Games, Chats oder Mails können sich mit dem Schulstoff befassen.

Lehrkräfte fragen:

Noch fehlen Internet-Angebote, die auf Schweizer Lernziele und Schulbücher zugeschnitten sind. Fragen Sie die Lehrkräfte, was fürs einzelne Schulfach sinnvoll ist.

Sicher bleiben:

Beschränken Sie die Surfzeit und schützen Sie Ihr Kind vor Web-Inhalten, die nicht für sie geeignet sind. Programme gibt es bei:
www.salfeld.de

Mehr Tipps für die Internetnutzung finden Sie hier

Empfehlenswerter Online-Lernstoff

www.lernen-mit-spass.ch
Die Webseite bietet kostenlose Hausaufgabenhilfe und eine umfangreiche Sammlung guter Online-Materialien. Wer nicht weiter weiss, kann seine Frage im Schülerforum stellen. Geeignet ab 12 Jahren.

www.blinde-kuh.de
Vielfältige Links und eine Suchmaschine für altersgerechte Lerninhalte.

www.learningapps.org
Auswahl an Lern-Apps. Sie sind nach Themengebieten gegliedert.

www.mymoment.ch
Hier können Kinder eigene Geschichten verfassen, die andere Kinder lesen und daran weiterschreiben.

www.internet-abc.de
Ein spielerischer Ratgeber für den Einstieg ins Internet. Richtet sich an 5-bis 12-Jährige, Eltern und Pädagogen. Kinder folgen vier Figuren in verschiedene Wissens- und Lernbereiche und erfahren alles übers richtige Recherchieren. Darüber hinaus gibt es Aufgaben und Spiele, Kinder können im Forum diskutieren oder die eigene Meinung durch ein Voting kundtun. Ein Schulfachnavigator gibt weitere Tipps zu kindgerechten und sicheren Seiten.

Eine Sammlung weiterer Internetplattformen findet sich unter www.klick-tipps.net

Pro Juventute bietet für Schulklassen Workshops zur Förderung der Medienkompetenz. Infos unter www.projuventute.ch/medienprofis

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