SPICK Blog 012: Emotionen im Griff?!

Emotionen sind grossartig: Das strahlende Lächeln des Kindes nach geschaffter Prüfung oder die überschwängliche Umarmung beim Wiedersehen nach einem Wochenende bei den Grosseltern. Zufrieden und mit einer inneren Ruhe freuen wir uns als Eltern über die positiven Gefühle unserer Kinder. Wie steht’s aber mit der inneren Ruhe, wenn das eigene Kind einen Wutanfall mit anhaltendem Schreikramp hat? Immer noch ruhig, oder selber schon Wut im Bauch?

New Africa/shutterstock.com

Hallo und willkommen beim SPICK Blog! Ein wichtiger Lehrsatz aus der Verhaltenspsychologie lautet: «Bringt euren Kindern nicht bei, niemals wütend zu sein, sondern lehrt sie, wie man wütend sein kann.» Und das fängt bei uns als Eltern an. Wie reagieren wir, wenn unsere Kinder grosse Emotionen wie Wut oder Ärger haben? Was passiert in dem Moment in uns? Bei vielen Eltern gibt es in dem Augenblick eine Überreaktion. Sie reagieren, als ob es sich um eine Notfallsituation handeln würde und verhalten sich entsprechend. Verstärkt wird dies meist durch alte Emotionen, die wir nicht verarbeitet haben und noch immer mit uns rumtragen. Und dann kommt es zu dem für alle unangenehmen Moment, in dem auch die Eltern ihre Stimme erheben und vielleicht sogar kleine Drohungen mit unschöner Wirkung aussprechen. Dann ist die Eskalation voll da. Mit diesem Verhalten machen wir unseren Kindern Angst. Wir zeigen dadurch, dass wir uns überfordert fühlen und der Situation nicht gewachsen sind.

Es lohnt sich also, Zeit und Energie in die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu investieren. Nicht immer werden wir die Früchte von Achtsamkeits- oder Resilienz-Kursen sofort merken. Dennoch hilft jeder Schritt in diese Richtung, um sich selber noch besser kennenzulernen und ausgeglichener zu werden. Esther hatte ein besonderes Aha-Erlebnis: drei, vier Woche nachdem sie in einem Achtsamkeitstechniken erlernt hatte, war sie mit unserem damals dreijährigen Jungen am Waldrand spazieren, von wo ein abfallender Weg auf eine leicht befahrene Strasse führte. Und er liebte es zu rennen! Natürlich rannte er so schnell wie er konnte den Weg runter. Esther, beschäftigt mit dem Baby und dem Kinderwagen, sprach, rief und schrie immer lauter hinterher. Mit riesiger Wut rannte sie schliesslich hinterher und konnte ihn einholen. Plötzlich erkannte sie, dass ihr Goldjunge gar nicht vor ihr weglief, sondern einfach Freud und Spass am Rennen und der Bewegung hatte. Ihr wurde bewusst, dass sie wütend war, weil sie sich ohnmächtig fühlte und Angst um den Jungen hatte. Mit der Erkenntnis verpuffte die Wut und sie konnte ganz ruhig und bestimmt dem Kleinen klar machen, dass es aus ganz vielen Gründen wichtig ist, in Mamas Nähe zu bleiben.

Gefühle wahrzunehmen und sie zu transformieren kann man lernen wie ein Musikinstrument. Die Zauberformel heisst: Üben. Üben. Üben.

Ein paar Tipps, um mit deinen Emotionen anders umzugehen:

  • Sei dir bewusst, dass du dich in jeder Situation entscheiden kannst, wie du reagieren willst. Du musst auch nicht sofort reagieren. Drücke bewusst auf den Pausenknopf. Der Atem ist dein Verbündeter. Bevor du reagierst, atme ein paar Mal tief ein und aus (länger ausatmen hilft zu entspannen).
  • Erinnere dich daran, dass es sich nicht um einen Notfall, eine lebensbedrohende Situation handelt, wenn deine Kinder sich streiten oder dein Kind die Hausaufgaben nicht machen will. Einfach Luft holen und ein paar Mal zu dir selber sagen: Es ist kein Notfall. Es ist kein Notfall. ich bin in Sicherheit.
  • Nimm deine Gefühle ganz bewusst wahr und benenne sie: „Da ist Wut oder Ärger in meinem Bauch“. Das Wahrnehmen und Benennen von Emotionen geben dir die Möglichkeit, einen Schritt zurückzutreten und Entscheidungen darüber zu treffen, wie du mit ihnen umgehen möchtest.
  • Sei dir bewusst, dass du die Erwachsene Person im Raum bist und die Fähigkeit hast (oder zumindest entwickeln kannst) konstruktiv auf solche Situationen zu reagieren.
  • Wichtig zu wissen: Meist zeugt eine starke emotionale Reaktion von angestauten Emotionen. Also vielleicht mal schauen, was dich gerade beschäftigt und versuche daran zu arbeiten.
  • Wenn deine Reaktion viel zu heftig war, dann entschuldige dich bei deinem Sohn / deiner Tochter. Erkläre, dass du wie beim Film die Szene nochmals drehen möchtest und reagiere dann beim zweiten Mal ruhig.

Herzlichst,

Esther und Alex Volz

 

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Über die Autoren

Esther und Alexander Volz setzen ihren beruflichen Fokus auf Kinder, Jugendliche und Familien. Während Esther als Lerntherapeutin im direkten Austausch mit ihren Klient*innen ist, adressiert Alexander als Chefredaktor vom MiniSPICK und Jugendbuchautor eine breitere Leserschaft. Das Paar lebt mit ihren beiden gemeinsamen Kindern (10 und 12-jährig) am Thunersee.

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