Das grosse SPICK-Interview mit Fabian Bösch

«Meine Eltern haben mich mit zwei Jahren auf die Skier gestellt»

Fabian Bösch ist ein Schweizer Freestyle- Skifahrer. In seinen beiden Hauptdisziplinen Big Air und Slopestyle hat er schon jeweils einen Weltmeistertitel.

Fabian Bösch, warum Skier und nicht Snowboard?
Ganz einfach: Ich habe mit meinen Eltern zuerst Skifahren gelernt und bin dann mit sechs Jahren mit meiner älteren Schwester dem Skiclub Engelberg beigetreten. Da habe ich die klassische Alpinausbildung gemacht und auch bis 14 Jahre Skirennen bestritten. Zwischen den Rennen habe ich mit meinen Kollegen jeweils kleine Schanzen gebaut und diverse Tricks ausprobiert.

Die Freeski-Disziplinen erfordern viel Geschicklichkeit. Bist du schon auf den Skiern gestanden, bevor du laufen konntest oder woher kommt dein Talent dafür?
Meine Eltern haben mich mit zwei Jahren bereits auf Ski gestellt und überall hin mitgenommen. Zudem bin ich grad neben dem Skilift aufgewachsen und konnte ohne grossen Aufwand das Skifahren lernen. Ich habe aber auch von klein auf schon viele andere Sportarten ausprobiert und mich möglichst vielseitig bewegt (Eishockey, Biken, Golf, Klettern usw.).

Kann man vom Freeski eigentlich leben?
Da ich die paar Wochen, die ich nicht unterwegs bin, noch bei meinen Eltern wohne und ent­sprechend nicht so grosse Ausgaben habe,
 ist es zusammen mit meinen Sponsoren und der Unterstützung der Sporthilfe möglich, von meinem Sport zu leben.

Wie ist dein Werdegang? Wie wurdest du vom «normalen» Teenager zum Weltmeister?

Ich habe als Alpinfahrer begonnen und mit
 14 Jahren zum Freeski gewechselt. Nachher ging es stetig aufwärts: Mit 15 Jahren am ersten Weltcup ein 3. Rang, mit 16 Jahren Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotchi, mit 17 Jahren Weltmeister im Slopestyle, mit 18 Jahren Gewinner X­Games Big Air. Dann folgte eine Leidenszeit mit einigen Verletzungen, bis ich dann im März 2019 den Weltmeistertitel im Big Air holen konnte.

Wie sieht der Alltag eines Freeskiers 
im Winter aus?

Ab Ende Juli geht es mit Gletschertrainings in Saas Fee los, da der erste Weltcup jeweils in der Regel bereits im August in Neuseeland oder Australien stattfindet. Dann folgen Schlag auf Schlag Weltcup-­Wettkämpfe im Big
Air in verschiedenen Städten in Europa. Ab Dezember bin ich dann einige Wochen für Trainings und Wettkämpfe in den USA und Kanada. Auch in Europa finden 
diverse Weltcups statt. In der wett­kampffreien Zeit trainieren wir
am liebsten in Laax. Da sind die 
Bedingungen für uns immer
sehr gut.

Und im Sommer?
Ab Mai beginnt jeweils der kurze Aufbau mit Kraft, Koordination
 und Konditionstrainings. Neue
 Sprünge können wir 
dann entweder auf der Wasserschanze in Mettmenstetten oder 
auf einem speziellen Sprungkissen, für das wir jeweils zwei Wochen nach Kanada reisen, üben.

Welche Eigenschaften braucht man deiner Meinung nach, um im Sport an der Weltspitze mitzumischen?
Freude, Spass, Wille, Disziplin, Talent und natürlich auch Glück, dass der Körper die ganzen Anstrengungen mitmacht und man möglichst verletzungsfrei bleibt.

Hast du schon Pläne für deine Zeit nach deiner sportlichen Karriere?
Ich hoffe, noch möglichst lange meinen geliebten Sport gesund und munter ausführen zu können. Im Moment ist das meine ganz grosse Leidenschaft! Nach meiner Wettkampfzeit hoffe ich, ein paar Jahre im Bereich Film etwas machen zu können und nebenbei im Berufsleben Fuss zu fassen.

Hattest du je Zweifel daran, ob Freeski immer noch das Richtige für dich ist? Beispielsweise nach einer Verletzung?

Nein, das hatte ich zu keinem Zeitpunkt! Der Freestyle­Sport hat sich in den vergangenen Jahren extrem weiterentwickelt und der Weg ist noch lange nicht fertig. Es gibt immer wieder neue Elemente zum Erfinden oder zum Ausprobieren. Hier möchte ich möglichst lange dabei sein und meine Träume verwirklichen.

Was rätst du Jugendlichen, die auch das 
Ziel haben, sportlich an die Weltrangliste zu gelangen?
Platz zuoberst hat es nur einen… Aber trotzdem: Setze dir realistische Etappenziele, glaube und arbeite daran. Freue dich an den erzielten Fortschritten und gib nicht auf. Das Wichtigste: Es muss immer Freude und Spass machen.

© Bild: Swiss Ski
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