Das SPICK-Interview mit Cynthia Mathez

Trotz Multiple Sklerose spielt sie erfolgreich Para-Badminton

Bild: © Swiss Paralympic, Célina Hangl

Cynthia Mathez (*1985) aus Olten ist wegen der Diagnose Multiple Sklerose seit vier Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Den Sport hat sie trotz allem nie aufgegeben. Mittlerweile spielt sie Para-Badminton im Doppel.

Cynthia, warst du schon als Jugendliche sportverrückt?
Auf jeden Fall. Das hat schon im Alter von drei oder vier Jahren mit Ballett angefangen, ging weiter mit Gymnastik und irgendwann habe ich sogar Judo gemacht und Rugby gespielt. In der Freizeit war ich als Jugendliche immer draussen und habe auch getschuttet oder Unihockey gespielt.

Was bedeutet dir Sport?
Der Sport war immer ein Teil meines Lebens. Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, in der ich keinen Sport gemacht habe. Mit viel Ehrgeiz habe ich von Anfang an versucht, meine Ziele zu erreichen. Das hilft mir heute noch.

Wie meinst du das?
Der Sport tut meiner Psyche und meinem Körper gut. Je mehr ich mich bewege, desto besser kann ich gegen meine Krankheit ankämpfen. Ich konnte vor dem Para-Badminton nicht mehr schreiben und selbständig mit Gabel und Messer umgehen. Dank dem Sport ist es jetzt viel besser. Aufhalten kann man die Multiple Sklerose zwar nicht, aber das Para-Badminton hilft dabei, es erträglicher zu machen und die Symptome etwas auszubremsen. Und die bisherigen Erfolge spornen meinen Ehrgeiz weiter an. Letztes Jahr sind meine Doppelpartnerin Karin Suter-Ehrat und ich in Frankreich Europameisterinnen im Para-Badminton geworden.

Wie beeinträchtigt dich die Krankheit sonst noch?
Früher habe ich 15 Stunden am Tag gearbeitet, jetzt hingegen schlafe ich 15 Stunden am Tag. Leider ist die Krankheit bei mir mit grosser Müdigkeit verbunden. Deshalb musste ich mit 24 Jahren aufhören zu arbeiten. Der Sport sorgt aber dafür, dass ich nicht einfach Zuhause rumsitze, sondern unter Leute gehe und weiter aktiv bleibe.

Wie oft trainierst du, um so erfolgreich zu sein?
Etwa 15 Stunden pro Woche. Dazu gehört aber nicht nur Para-Badminton sondern auch Krafttraining.

Warum hast du dich für Para-Badminton und nicht etwa Rollstuhl-Basketball oder eine andere Para-Sportart entschieden?
Als ich mich nur noch im Rollstuhl fortbewegen konnte, habe ich mich über mögliche Sportarten im Internet informiert. Zuerst habe ich sogar Rollstuhl-Rugby gespielt, das hat mir sehr viel Spass gemacht, da ich Rugby ja schon gespielt habe, als ich noch laufen konnte. Die Ärzte haben mir aber aus gesundheitlichen Gründen von diesem doch sehr ruppigen Sport abgeraten. Rollstuhl-Basketball kam für mich nie in Frage, dafür habe ich mich nie interessiert. Auch nicht, als ich noch laufen konnte. Ich bin nämlich sehr klein, fast schon ein Zwerg (lacht). Nach einiger Suche im Internet bin ich beim Badminton gelandet. Die anderen Para-Badminton-Athleten sind toll, ich habe mich sofort gut mit dem ganzen Team verstanden und deshalb hat es mich so gepackt.

Was sind deine weiteren Ziele nach der WM in Basel?
Mein grösstes Ziel sind die Paralympics, die nächstes Jahr in Tokio stattfinden werden. Para-Badminton wird dann zum ersten Mal überhaupt an den Paralympics gespielt. Dort sind die besten sechs Teams der Welt zugelassen und im Moment sieht es für Karin und mich sehr gut aus, dass wir die Qualifikation schaffen.

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